<p>Im Interview: Mankel Brinkmann, der seine Clubs CBE und YUCA in den Bahnhofsbögen direkt unter dem Ehrenfelder S-Bahnhof betreibt.</p>

„Mehr S-Bahn – das ist genau, was Köln braucht“

14.12.2021

Wer seine Clubs in den Bahnhofsbögen direkt unter dem Ehrenfelder S-Bahnhof betreibt, der muss ein besonderes Verhältnis zur Eisenbahn haben. Und so ist es auch: Mankel Brinkmann, ein echter Charakterkopf der Kölner Clublandschaft, ist spätestens seit einer Interrailreise ausgesprochener Eisenbahnfan. Brinkmann betreibt den Club Bahnhof Ehrenfeld sowie den Club YUCA und ist Mitgründer der Konzert- und Künstleragentur Hush Hush. Außerdem steht er als Vorstandsvorsitzender seit 2020 an der Spitze der Klubkomm, dem Interessenverband der Kölner Clubs und Veranstalter. Im Interview erklärt Brinkmann, wie er auf die Idee kam, einen Club ausgerechnet unter einem Bahnhof zu gründen und warum er sich einen deutlichen Ausbau der S-Bahn wünscht.

Herr Brinkmann, wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Club in einem Bahnhofsbogen direkt unter einem Bahnhof zu eröffnen?

Das war eine dieser Geschichte von Freunden, die über ein gemeinsames Hobby eine verrückte Idee entwickeln. Um unser Studium zu finanzieren, haben meine Freunde und ich schon sehr früh angefangen, Musik aufzulegen und Musikveranstaltungen zu organisieren. Gerade lateinamerikanische Musik stand dabei im Fokus. Die Musik war damals aber alles andere als Mainstream, was dazu führte, dass es für bestehende Locations oft zu risikoreich war, da mal etwas Neues auszuprobieren. Daher meinten wir irgendwann: Hey, wir brauchen einen eigenen Club.

Auf die Idee mit den Bahnhofsbögen sind wir gekommen, als wir an den verwaisten Bögen in Ehrenfeld vorbeigelaufen sind. Außerdem kannten wir ähnliche Konzepte schon aus Zürich oder Berlin. Dann haben wir uns auf die Suche nach Kooperationspartnern gemacht, die unseren Club mitfinanzieren wollen. Das hat alles sehr gut geklappt und 2010, nach vier Jahren, war es dann so weit: Wir konnten den Club Bahnhof Ehrenfeld eröffnen.

Was macht den besonderen Charme des Standortes Ihrer Clubs aus?

Das sind zum einen natürlich unsere Bahnbögen, die ein ganz bestimmtes urbanes Setting ausstrahlen und die es so kein zweites Mal in Köln gibt. Zum anderen sind wir eben im ehemaligen Arbeiterviertel Ehrenfeld, wo es eine sehr spannende Melange von Menschen gibt. Hier gibt es viele Migrantinnen und Migranten, Studierende sowie Kunst- und Kulturschaffende, die das Viertel auf unterschiedliche Weise beleben und ausmachen. Und wir wollen uns mit unserem internationalen Musikprogramm einbringen. Diese Verbindung finden wir sehr spannend.

Wie wichtig ist für Sie bzw. den Club die direkte Anbindung an die S-Bahn?

Lebenswichtig! Hier im dichtbevölkerten Ehrenfeld ist das Auto keine Alternative, es gibt ja nur wenige Parkplätze. Die direkte Anbindung an die S-Bahn macht uns nicht nur für Kölnerinnen und Kölner, sondern auch für den ganzen Großraum und darüber hinaus super erreichbar. Tatsächlich haben wir vor einiger Zeit Umfragen durchgeführt, wie unsere Gäste zu uns kommen. Sehr viele von ihnen kamen mit dem Fahrrad, zumindest wenn sie in der Nähe wohnen. Die meisten anderen Gäste sind jedoch mit der S- von überall hergekommen und nur die wenigsten mit dem Auto.

Fahren Sie selbst eigentlich regelmäßig S-Bahn?

Die S-Bahn nutze ich vor allem dann, wenn ich zum Flughafen oder zum Hauptbahnhof muss, was nicht selten vorkommt, da ich beruflich viel unterwegs bin. Für meine Alltagsstrecken, die nicht zu weit sind, nutze ich hingegen viel das Fahrrad oder E-Scooter. Ich schaffe es so, mich in meinem Alltag komplett ohne Auto durch die Stadt zu bewegen.

Haben Sie auch ein emotionales Verhältnis zur Eisenbahn?

Unbedingt! Nicht nur, weil ich, wie die meisten Kinder der 80er-Jahre, Jim Knopf und die Augsburger Puppenkiste geliebt habe. Mein emotionales Verhältnis zur Bahn geht auf eine Interrail-Reise mit einem Freund zurück, die mich mit 17 kreuz und quer durch Europa geführt hat. Wir hatten damals eine überschaubare Reisekasse und absolut keinen Plan, wo wir am Ende eigentlich landen wollen. Die Reise hat uns dann von Deutschland über Frankreich und Italien bis nach Griechenland und im Anschluss in die andere Richtung bis nach Großbritannien geführt. Das hat mir Europa als Kontinent nähergebracht und ist bis heute ein sehr einschneidend positives Erlebnis in meinem Leben. Man ist den Menschen im Zug einfach viel näher und kommt leicht ins Gespräch, während man im Auto völlig abgekapselt vom Rest der Welt durch die Gegend fährt. Auch habe ich mir seitdem angewöhnt, Flugreisen zu vermeiden, falls eine sinnvolle Zugverbindung besteht. Und ich bin mir sicher: Auch meinen guten Schlaf habe ich dieser Reise zu verdanken: Bei den vielen Nachtzugfahrten habe ich gelernt, bei jeglicher Art von Geräuschkulisse schlafen zu können.

Welche Bedeutung hat für Sie der Ausbau der S-Bahn Köln?

Ich glaube, dass der Ausbau der S-Bahn und des Nahverkehrs generell eine sehr wichtige Aufgabe ist, damit die Verkehrswende in Köln gelingt. Ich will nicht sagen, dass Köln vor dem Verkehrskollaps steht, aber wir haben in Köln schon sehr viele Probleme mit dem Autoverkehr, zum Beispiel die Schadstoffbelastung in der Luft. Über solche Dinge macht man sich natürlich Gedanken, wenn man – so wie ich – Kinder hat. Wir müssen uns einfach die Frage stellen, wie wir mehr Lebensqualität, auch im Sinne des Klima- und Umweltschutzes, in der Stadt erreichen können. Und weniger Menschen im Auto und mehr im Nahverkehr ist dabei ein wichtiger Baustein. Aber das scheint ja auch bei vielen Lokalpolitikern angekommen zu sein. Denn ich nehme schon wahr, dass sich das Stadtbild wandelt, zum Beispiel mehr Menschen auf Fahrrädern unterwegs sind. Fahrrad und Öffis – das sind für mich die Fortbewegungsmittel der Zukunft in der Stadt.

Was wünschen Sie sich von der S-Bahn Köln in der Zukunft? Was muss sich verbessern?

Ich wünsche mir, dass die S-Bahn so ausgebaut wird, dass möglichst viele Menschen aus ihrem Auto steigen, es vielleicht sogar ganz aufgeben. Ich fände es gut, wenn man mal über eine andere Bepreisung der Tickets nachdenkt – sie einfach insgesamt günstiger macht. In Kombination mit einer deutlich engeren Taktung der S-Bahn als heute könnte das dazu führen, dass viel mehr Menschen Bahn fahren und sie als eine wirkliche Alternative zum Auto verstehen.

Welche Rolle spielt der Klimaschutz in Ihrer täglichen Arbeit und welche Möglichkeiten sehen Sie für die Musik- und Veranstaltungswirtschaft (Clubbetreiber), ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?

Der Klimaschutz spielt seit unserer Gründung 2010 eine wichtige Rolle. Beispielsweise sind wir schon von Beginn an bei einem 100-Prozent-Ökostrom-Anbieter. Wir hatten auch relativ früh die Chance, an dem sehr tollen Projekt namens „Green Club Index“ teilzunehmen. Dabei ging es darum, Musikclubs oder Konzertspielstätten zu beraten, wie sie in ihrer alltäglichen Arbeit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Also wie man ganz praktisch Strom spart oder möglichst ressourcenschonend einkauft, in dem man zum Beispiel ausschließlich LED-Lampen verwendet oder auf Glasflaschen umstellt. So können auch kleinere mittelständische Betriebe wie wir unseren Beitrag leisten.

Mit Blick auf die gesamte Branche gibt es natürlich noch größeres Potenzial, gerade bei Großveranstaltungen wie Festivals. Da geht es dann um Fragen wie die Schaffung von flächendeckenden Kreislaufwirtschaften, die die Umwelt weniger belasten. Dabei sehe ich gerade die Politik im Lead, Anreize zum Beispiel durch Förderprogramme zu schaffen, sodass man sich als Unternehmen mehr am Thema Klimaneutralität ausrichten kann. Auch die bessere Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ein großes Thema. Darüber hinaus sollte es mehr gezielte Beratungsangebote geben, damit noch mehr Unternehmen in die Lage versetzt werden, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Aber auch von den Branchenverbänden wünsche ich mir, dass sie den Austausch zu diesem Thema innerhalb der Branche stärker fördern.

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