<p>350 Teilnehmer besuchten die Infomessen in Bedburg und Bergheim zum Ausbau der Erftbahn.</p>

„Ich hab‘ da mal ne Frage“

18.07.2019

Was passiert, wenn man der Öffentlichkeit ein Infrastrukturvorhaben wie den Ausbau der Erftbahn zur S-Bahn vorstellt und in den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern tritt? Bei den beiden Infomessen in Bedburg und Bergheim brachten sich knapp 350 Teilnehmer ein. Es gab detaillierte Nachfragen, kreative Vorschläge und die eine oder andere Überraschung für die Planer.

„Ich wohne direkt am Gleis in Zieverich. Wenn die Strecke schon ausgebaut wird, dann bitte so, dass die Züge in der Kurve nicht mehr so schrecklich quietschen.“ Die Dame, die diesen Wunsch auf der Infomesse in Bergheim vorbringt, erklärt Joschka Strickmann von der DB Netz AG eindringlich, wie die Lärmentwicklung ihren Alltag belastet. Der Planungsexperte war einer von über 20 Fachleuten von Deutscher Bahn, Nahverkehr Rheinland, den Städten Bergheim und Bedburg sowie von weiteren Partnern, die den Bürgern und Bürgerinnen an Infotafeln den derzeitigen Planungsstand erklärten und individuell Rede und Antwort standen.

Strickmann protokolliert die Äußerung der Dame. „Wir haben uns vor der Infomesse natürlich auf möglichst viele Fragen vorbereitet“, erklärt er. „Aber dieses Beispiel zeigt, dass die Expertise der Bürgerinnen und Bürger die Planung wirklich sehr gut ergänzt. Das Problem der Kurvenlage bei der Erftbahn ist bekannt. Aber wann und wo das Quietschen besonders laut wird, weiß niemand so gut wie die Anwohner.“ Und kann der Dame geholfen werden? „Für den Moment bin ich ihr eine konkrete Aussage schuldig geblieben. Bei den Fragen zu Lärm und Schallschutz weisen wir die Anwohner schon jetzt auf die kommenden Schallgutachten hin, die im Planungsverfahren entscheidend sind. Wichtig ist aber vor allem, dass wir das Problem kennen. Nur dann können wir im Rahmen der weiteren Planungen auch eine mögliche Lösung finden.“

Station in Zieverich: Meinungen gehen auseinander

Ein vieldiskutiertes Thema bei beiden Infomessen war der Neubau der Station in Zieverich. Eine Infotafel informierte über zwei alternative Positionen des Bahnsteigs: Ein Neubau in unmittelbarer Nähe zur heutigen Station oder eine Verlegung nach Osten, direkt angrenzend an das Kreishaus und an die Schulen. „Unsere Vermutung war, dass die Verlegung an den neuen Standort mit viel Publikumsverkehr auf große Zustimmung in der Bevölkerung stößt. In ersten Sondierungsgesprächen war auch die Stadt Bergheim dafür“, erklärt Strickmann.

Doch die Haltung der Bürger auf den Infomessen war bei dieser Frage etwas anders: 42 machten ihren Punkt bei der Variante am bisherigen Standort, 27 sprachen sich für die Variante am Kreishaus aus. Das Hauptargument der Gegner einer Verlegung: Die Station solle dort sein, wo die Menschen wohnen – also weiterhin mitten im Wohngebiet von Zieverich. Längere Wege zur neuen Station würden die Fahrt mit dem Zug für die Bewohner von Zieverich deutlich unattraktiver machen. Auch die Parkplatzsituation am neuen Standort sahen etliche Bürger kritisch, da dort bereits heute ein Mangel herrsche.

Parkplatzmangel war auch der Ausgangspunkt für den Alternativvorschlag eines Bürgers, den die Planer gar nicht vorgesehen hatten: Wenn man den Zievericher Bahnhalt nach Westen verlegen würde anstatt nach Osten Richtung Kreishaus, gäbe es dort eventuell die Möglichkeiten, eine ausreichend große Park&Ride-Anlage zu bauen – zum Beispiel für die vielen Pendler aus Elsdorf. Auch dieser Vorschlag bekam bei der Infomesse die Unterstützung von immerhin sieben Bürgerinnen und Bürgern.

Die kreativen Beiträge bereichern das Projekt. Am Ende muss aber die Entscheidung für eine konkrete Lagevarianten in Zieverich fallen. Wie gehen die Planer weiter vor? „Wir nehmen das Stimmungsbild der Bürger und ihre Argumente jetzt mit zurück in unsere Planungsbüros, werden das mit unseren Fakten abgleichen, intern diskutieren und die Erkenntnisse erneut mit der Stadt Bergheim abstimmen. Auf dieser Grundlage versuchen wir, die beste Lage für den Haltepunkt Zieverich zu finden. Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird: Einigen Bürgerinnen und Bürgern werden wir ihren Wunsch leider nicht erfüllen können. Wir können die Station eben nur an einer Stelle bauen. Aber viele Besucher haben in den Diskussionen auf den Infomessen erlebt, dass es für jede Variante Argumente und Befürworter gibt. Ich hoffe, dass wir am Ende möglichst viele überzeugen können“, fasst Strickmann zusammen.

Hohe Zustimmung zum Ausbau, Bedauern über lange Realisierungsdauer

Bei allen Diskussionen und Streitfragen um die Details der Planung, wurde aber eines bei den Infomessen deutlich: Es überwiegt ganz eindeutig die Freude darüber, dass bei der Erftbahn endlich etwas voran geht. Bei fast allen Teilnehmern kam es gut an, dass die Erftbahn künftig im 20-Minuten-Takt direkt nach Köln fährt. Stellvertretend dafür steht eine Aussage auf einer der vielen Kommentarkärtchen, die von den Besuchern der Infomessen ausgefüllt wurden: „Wir finden es so toll, wenn die S-Bahn kommt.“ Es gab nur ganz wenige Stimmen, die den Ausbau der Erftbahn prinzipiell anzweifelten.

Wenn es ein allgemeines Bedauern gab, dann höchstens dieses: Dass es noch etliche Jahre dauern wird, bis die Bauarbeiten starten und die S-Bahn tatsächlich erstmals auf der Erftbahn fährt. Etwas betagtere Teilnehmer kommentierten das etwas spöttisch: „Das erlebe ich ohnehin nicht mehr. Aber dann haben wenigstens meine Enkel noch etwas davon.“ Generell waren die Teilnehmer an beiden Infomessen jenseits der 50 deutlich in der Überzahl. Einer der wenigen Teilnehmer unter 20 fühlte sich durch die Veranstaltung in Bergheim sehr gut informiert, appellierte aber dafür, mehr in die Ansprache der jungen Generation zu investieren. „Warum nicht auf die Schulen zugehen und einen Besuch der Infomessen als Exkursion anbieten?“ Joschka Strickmann meint dazu: „Gute Idee, die Jungen haben ja auch noch mal eine ganz andere Sicht und Expertise.“

Hier geht es zu den Bildern der Infomesse in Bedburg.

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