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<p>Bernd Köppel ist Chef der Erneuerungs- und Ausbauprojekte auf der Schiene in NRW. Ein Alltagsbericht in Zeiten von Corona.  </p>
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Der Kompromissfinder im Westen

07.04.2021

Viele Menschen arbeiten gemeinsam am Erfolg des S-Bahn-Ausbauprojekts im Knoten Köln. Einer davon ist Bernd Köppel, Leiter Infrastrukturprojekte West bei der DB Netz AG und damit technischer Chef aller Aus- und Neubauprojekte auf der Schiene in Nordrhein-Westfalen. Eine Aufgabe, die vor allem eines voraussetzt: Die hohe Kunst der Kompromisse. Begleiten Sie Bernd Köppel in seinem Alltag in Zeiten von Corona.

Bernd Köppel geht es in diesen Tagen nicht anders als vielen anderen Menschen in Deutschland. Seine Arbeitstage bestehen aus Homeoffice, Videokonferenzen und so wenig persönlichen Kontakten wie möglich. So führen ihn seine täglichen Arbeitswege viel seltener ins Büro in Duisburg, sondern meist direkt an den heimischen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Heimat heißt für Bernd Köppel Bayreuth, im bayerischen Oberfranken, wo er mit seiner Familie lebt. Normalerweise pendelt er zwischen Duisburg und Bayreuth, ist unter der Woche im Westen Deutschlands und fährt am Wochenende heim. Doch derzeit ist eben alles anders.

Jedes Bauprojekt tangiert viele Interessen gleichzeitig

Laptop aufgeklappt und los geht’s. Der heutige Arbeitstag beginnt mit einer Videokonferenz, die er einmal pro Halbjahr mit allen Projektleiter*innen aus dem Knoten Köln abhält. Die Runde setzt sich aus rund zehn technischen Projektleiter*innen zusammen, begleitet von den zuständigen Kaufleuten. Gemeinsam sind sie für die aktuell über 20 Neu- und Ausbauprojekte im Knoten Köln verantwortlich. Bei diesem Termin werden die Projekte auf Herz und Nieren geprüft: Wo stehen sie mit der Planung, wie laufen die Baustellen, sind alle im Kostenrahmen? Und immer wieder auch die Frage: Reicht die Personaldecke für die schnell wachsenden Aufgaben beim Schienenausbau? Wichtig ist aber auch, neue Richtlinien und Strategien aus dem DB-Gesamtkonzern an die Projekte weiterzugeben. „Wir müssen uns etwa mit den Kapazitätsplanern der DB in Frankfurt a. M. koordinieren. Unsere Planungen und Sperrzeiten in Köln und in NRW wirken sich bundesweit im Gesamtnetz aus. Wenn wir zum Beispiel an der rechten Rheinstrecke bauen, werden Züge auf die linke Rheinseite verlegt. Umgekehrt nehmen wir Umleiterverkehr auf, wenn an anderen Stellen gebaut wird. Das muss mit der überregionalen Strategie zusammenpassen“, erklärt Köppel.

Konflikte können aber auch ganz handfest vor Ort entstehen. Das liegt in der Natur der Sache, da Bahnprojekte in der Regel die Belange vieler unterschiedlicher Gruppen tangieren. Oft sind das Kommunen und die betroffenen Bürger*innen, in erster Linie Anwohner*innen und Fahrgäste entlang der Strecke. Häufig haben sie eigene Vorstellungen, wie beispielsweise eine Station in Bezug auf Rolltreppen, Aufzüge oder Schallschutz ausgestattet sein soll. Und diese Vorstellungen können manchmal stark von dem abweichen, was die jeweils andere Gruppe wünscht. Die DB Netz versucht dann eine gemeinsame Lösung zu finden, die alle Seiten zufrieden stellt. Oft geht es dabei um technische Machbarkeiten, häufig aber auch um Geld. Besonders dann, wenn die Wünsche von Kommunen, Bürger*innen und Fahrgästen sehr viel umfangreicher sind, als es die vorhandenen Finanzmittel zulassen. Denn die Gelder aus den Steuermitteln des Bundes und des Landes sind – mit Blick auf die Portemonnaies der Steuerzahler – begrenzt und Vorhaben nur unter bestimmten Vorgaben förderfähig. Und auch das Eisenbahn-Bundesamt, kurz EBA, die oberste Bahn-Aufsicht, spielt bei den Planungen eine wichtige Rolle. Denn sie verpflichtet die Planer dazu, möglichst kosteneffektiv, das heißt kostengünstig zu bauen.

Lenkungskreis ist Novum im Knoten Köln

Im Spannungsfeld der vielen Interessen sind Bernd Köppels Qualitäten als Erklärer und Kompromissfinder gefragt. Gemeinsam mit den Projektpartnern sucht er nach Wegen, um einen Interessenausgleich für Planungen rund um den Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke zu erzielen. Mit der Stadt Köln geschieht das im sogenannten Lenkungskreis, der unter anderem die Dezernent*innen für Verkehr und Bauen regelmäßig mit der DB und dem NVR an einen Tisch bringt – ein Novum für den Knoten Köln. Die Einrichtung des Lenkungskreises wurde maßgeblich im Bündnis für Mobilität vorangetrieben, das vom NRW-Verkehrsministerium gegründet wurde. Das Bündnis arbeitet an diversen Ansätzen, um die Realisierung von Infrastrukturprojekten in Nordrhein-Westfalen effizienter zu gestalten. Baustellen und die Konkurrenz um knappe Flächen in der Innenstadt etwa bieten viel Konfliktstoff. Nicht selten wird dann der Bahnknoten eher zum gordischen Knoten. Die Aussicht auf einen gut getakteten, klimafreundlichen Nahverkehr bringt alle Beteiligten aber immer wieder zurück an den Verhandlungstisch.   

Nimmt Bernd Köppel an der Sitzung teil, ist klar: Heute kann ein Problem gelöst werden, verbindlich und gerne auch mit Tempo. Köppel untersteht dem Vorstand der DB Netz und hat den nötigen Spielraum, um viele Aufgaben auf der regionalen Ebene zu klären. Das spart wertvolle Zeit, verlangt aber einiges: gute Vorbereitung, Verhandlungsgeschick und ein offenes Ohr für die Belange des Gegenübers.

Doch was motiviert Bernd Köppel, sich Tag für Tag in den Kampf der Argumente und Kompromisse zu begeben? „Ganz ohne Idealismus kann man meinen Job nicht machen“, antwortet er. „Aber die Bahn als solche liegt mir einfach am Herzen. Und ohne den Ausbau der Bahninfrastruktur gibt es auch keine Verkehrswende. Dieses große Ziel versuche ich immer im Auge zu behalten. Dafür lohnt sich das tägliche Ringen um Kompromisse. Und ehrlich gesagt: Projekte so ganz ohne Hürden? Ich glaube, das würde mir gar keinen Spaß machen.“

Kommunikationsarbeit wichtiger Aspekt der Arbeit

An einem normalen Arbeitstag reiht sich in Köppels Kalender ein Termin an den nächsten. Eine Konstante, auf die Corona ausnahmsweise keinen Einfluss hat. Was Corona jedoch verändert, sind die Vielfalt und Taktung, die digital möglich sind. Denn normalerweise besteht sein Arbeitstag aus vielen Vor-Ort-Terminen. Kommunikation ist ein zentraler Aspekt seiner Arbeit, der ihm Spaß macht, auch gemeinsam mit den Kollegen der Pressestelle. „Die Gummistiefeltermine sind mir am liebsten. Auf Baustellen bin ich ja mittlerweile nicht mehr so häufig unterwegs, da kommen diese Vor-Ort-Termine meist sehr gelegen“, sagt Bernd Köppel dazu. Bei Terminen für die Öffentlichkeit, wie einem Spatenstich oder der Eröffnung der Wanderausstellung zum Ausbau der S-Bahn Köln, ist Köppel darüber hinaus häufig Gastgeber, hält Reden und beantwortet im Anschluss an die Veranstaltung geduldig die Fragen anwesender Journalisten.

Kontaktpflege zwischen Bahn und Bauindustrie ist Bernd Köppel ein wichtiges Anliegen

Jetzt noch schnell einen Kaffee holen und dann geht es auch schon in die nächste Schalte. Ein Vorbereitungs-Termin für eines seiner größten Herzensprojekte steht an: den Lieferantentag. Dabei handelt es sich um eine Austauschplattform der DB Netz und der Bauindustrie, mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zu verbessern und weiter zu vertiefen. Bernd Köppel kommt selbst aus der Baubranche, hat in München Bauingenieurwesen studiert und im Anschluss lange Zeit für ein Bauunternehmen in Bayern gearbeitet. „Ich kenne daher beide Seiten und weiß noch ganz gut, wo den Baufirmen der Schuh drückt“, erläutert er. Mit dem Organisationsteam geht er den Ablauf und die diesjährigen Schwerpunkte durch.

Wie die Baubranche im Allgemeinen, ist auch der Bahnbau seit Jahren überhitzt. Das spürt auch die Deutsche Bahn als großer Bauherr im Bereich Infrastruktur. Die Zahl der Baufirmen, die die speziellen Anforderungen der Bahnprojekte für die DB realisieren können, ist überschaubar. Mit Blick auf die gut ausgelasteten Unternehmen muss die DB heute wesentlich mehr für die eigenen Projekte werben, als es noch früher der Fall gewesen ist. Daher sind Begegnungsorte wie der Lieferantentag, der vor rund 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, wertvoller denn je. Denn dort haben Köppel und sein Team die Möglichkeit, ihre Projekte zu präsentieren und sie den Firmen schmackhaft zu machen. Baufirmen wiederrum haben die Chance, die DB auf Hürden bei Vergabeverfahren hinzuweisen, die ihnen eine Beteiligung schwer machen. Dieser gegenseitige Erfahrungsaustausch bringt so beide Seiten weiter und fördert die geschäftlichen Beziehungen, ob aktuell digital oder hoffentlich bald wieder persönlich.

Fliegenfischen: der ultimative Ausgleich zum Alltagsstress

Ein Anruf von Bernd Köppels Sekretariat – der Nachfolgetermin wartet schon in der Leitung. So wird es noch ein paar Mal an diesem Arbeitstag sein, bis der letzte Termin des Tages ansteht: Sport. „Diesen Termin hat mir meine Sekretärin fest in den Kalender eingetragen, den kann ich nicht absagen, sonst gibt es Schelte“, erzählt Köppel schmunzelnd. Aber wenn er mal so richtig entspannen will, bleiben Notebook und Sportzeug zu Hause. Dann greift Köppel zur Angelrute und macht sich auf zum Fliegenfischen. Das ist seine große Leidenschaft, bei der er komplett abschalten kann. Und die Fränkische Schweiz nahe bei Bayreuth bietet beste Möglichkeiten. Denn eines ist gewiss: auch am kommenden Morgen steht ein weiterer Tag voller Termine, Aufgaben und Herausforderungen an.

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